Die ehemals größte sephardische Synagoge Jugoslawiens wurde 1930 im Zentrum Sarajevos errichtet. Nach der teilweisen Zerstörung durch deutsche Soldaten 1941 durchlief das Gebäude eine bis heute kaum bekannte wechselhafte Nutzungsgeschichte
Judentum in Bosnien-Herzegowina
Text
Nachdem die sephardischen (spanischen) Jüd:innen 1492 von der Iberischen Halbinsel vertrieben worden waren, fand ein Großteil von ihnen Aufnahme durch das 
Osmanisches Reich
eng. Ottoman Empire, tur. Osmanlı İmparatorluğu, deu. Ottomanisches Reich

Das Osmanische Reich war der Staat der osmanischen Dynastie von ca. 1299 bis 1922. Der Name leitet sich vom Gründer der Dynastie, Osman I., ab. Der Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs ist die Republik Türkei.

. Zunächst siedelten sich die jüdischen Flüchtlinge vor allem in den Hafenstädten Thessaloniki und 
İstanbul
deu. Konstantinopel, deu. Istanbul

Istanbul (Bevölkerungszahl 2022: 15.244.936), vormals Byzanz, später auch Konstantinopel, liegt am Bosporus, der Meerenge die das Schwarze mit dem Marmarameer verbindet und eine Grenze zwischen Europa und Asien darstellt.
Die heutige Megastadt entwickelte sich aus der Koloniestadt Byzantion, die ca. 660 v.u.Z. von dorischer Griechen am südwestlichen Ufer des Bosporus gegründet wurde. Kaiser Konstantin I. ließ sie ausbauen und zur neuen Hauptstadt des Römischen Reiches erheben. Nach der Reichsteilung von 395 war Byzanz die Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Nach ihrer Eroberung duch die Osmanen 1453 wurde sie - zunächst als Konstantinopel - zur Hauptstadt des Osmanischen Reichs.
Im Verlauf ihrer wechselhaften Geschichte und aufgrund der Lage zwischen den Meeren und Kontinenten lebten in der Stadt Menschen muslimischer, christlicher und jüdischer Religion, wobei sie auch einige der größten Wellen der Vertreibungen erlebt hatte, insbesondere der Nichtmuslime armenischer und griechischen Abstammung im 20. Jahrhundert. Heute ist Istanbul die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und eine der größten der Welt.

 an. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ließen sich ihre Nachfahren1 dauerhaft auf dem Gebiet des heutigen 
Bosnien und Herzegowina
srp. Босна и Херцеговина, srp. Bosna i Hercegovina, bos. Bosna i Hercegovina, hrv. Bosna i Hercegovina, eng. Bosnia–Herzegovina, eng. Bosnia and Herzegovina

Bosnien und Herzegowina ist ein Bundesstaat im südöstlichen Europa. Das Land wird von 3,3 Millionen Menschen bewohnt und setzt sich aus den politischen Teilgebieten Republika Srpska, der Föderation Bosnien und Herzegowina und dem Distrikt Brčko zusammen. Bosnien und Herzegowinas Hauptstadt ist Sarajevo. Das Land wird der Balkanhalbinsel zugeordnet und grenzt ans Adriatische Meer. Die Bosnien stellen neben den Serben und Kroaten die größte Bevölkerungsgruppe.

 nieder.
Sarajevo
hrv. Sarajevo, bos. Sarajevo, srp. Sarajevo, srp. Сарајево

Sarajevo ist die Hauptstadt des Landes Bosnien und Herzegowina. Sie wird von ca. 290.000 Einwohner:innen bewohnt und ist die einzige Metropole des Landes.

 bildet bis heute die zahlenmäßig größte Gemeinde auf dem bosnischen Staatsgebiet. 1878, als das Land unter die Kontrolle Österreich-Ungarns kam, folgte eine Zuwanderung von  aschkenasischen
Aschkenasim
Aschkenasisch beschreibt eine der großen Strömungen innerhalb des (europäischen) Judentums, neben sephardisch und bucharisch. Als Aschkenasim werden ursprünglich in Ost- und Mitteleuropa lebende Jüdinnen und Juden sowie ihre Nachkommen bezeichnet. Heute leben Aschkenasim in ganz Europa, große aschkenasische Communities existieren außerdem in den USA, Kanada und Israel.
 (zentraleuropäischen und osteuropäischen) Jüd:innen aus anderen Teilen der 
Österreich-Ungarn
deu. Donaumonarchie, deu. Doppelmonarchie, deu. Habsburgerreich, deu. Habsburgisches Reich, deu. Habsburgermonarchie, hun. Osztrák-Magyar Birodalom, eng. Austria-Hungary, eng. Austrian-Hungarian Monarchy, eng. Austrian-Hungarian Empire

Österreich-Ungarn (ung. Osztrák-Magyar Monarchia), auch als k. u. k. Monarchie bekannt, war ein historischer Staat in Mittel- und Südosteuropa, der von 1867 bis 1918 bestand.

. Von den circa 14.500 Jüd:innen, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Bosnien-Herzegowina lebten (davon 12.500 in Sarajevo, ein Fünftel der damaligen Stadtbevölkerung), überlebten nur 30 Prozent die Shoah. Rund ein Viertel der überlebenden Jüd:innen 
Jugoslawien
srp. Југославија, hrv. Jugoslavija, eng. Yugoslavia, slv. Jugoslavija, sqi. Jugosllavia

Jugoslawien war ein südosteuropäischer Staat, der mit Unterbrechungen und in leicht wechselnden Grenzen von 1918 bis 1992 bzw. 2003 existierte. Hauptstadt und größte Stadt des Landes war Belgrad. Historisch unterscheidet man insbesondere zwischen der Zeit des Königreichs Jugoslawien von 1918 bis 1941 (auch 'Erstes Jugoslawien' genannt) und dem kommunistischen Jugoslawien ab 1945 (das sog. 'Zweite Jugoslawien') unter dem diktatorisch regierenden Staatschef Josip Broz Tito (1892-1980). Der Zerfall Jugoslawiens ab 1991 und die Unabhängigkeitsbestrebungen mehrerer Landesteile mündeten schließlich in die Jugoslawienkriege (auch Balkankriege oder postjugoslawische Kriege genannt). Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens sind heute Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, der Kosovo und Bosnien und Herzegowina.

 schloss sich den sozialistischen Partisan:innen an und kämpften im Widerstand. Nach einer Auswanderungswelle zwischen 1948–1951 lebten noch zwischen 1.200 und 1.500 Jüd:innen in Sarajevo. Die heutige Anzahl der jüdischen Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas beläuft sich nach einer weiteren Emigrationswelle während des Bosnienkriegs auf unter 1.000 Personen, davon 700 in Sarajevo.
Notwendigkeit einer Hauptsynagoge
Text
Erste Stimmen, die sich für den Bau einer repräsentativen Hauptsynagoge aussprachen, gab es schon seit der Jahrhundertwende, da die bisherigen sephardischen Synagogen Sarajevos den Platzansprüchen der Anzahl der Gemeindemitglieder nicht mehr genügten. Auch die Stellung Sarajevos als zweitgrößtes sephardisches Zentrum des Balkans nach Thessaloniki führte zu Forderungen nach einem angemessenen Sakralgebäude. Zudem verfügte die eigenständige und zahlenmäßig weitaus kleinere aschkenasische Gemeinde seit 1902 über ein repräsentatives Gotteshaus im Zentrum Sarajevos. 
Die aus dem 16. Jahrhundert stammende damalige Hauptsynagoge konnte für die über 5000 sephardischen Gemeindemitglieder nur rund 500 Sitzplätze zur Verfügung stellen. Jedoch blieben alle Finanzierungsversuche des Großprojektes durch einen Mangel an Interesse und Energie erfolglos. 
Auch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte etwaige Neubaupläne. Dieser nahm seinem symbolischen Anfang mit dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 am österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie, Herzogin von Hohenberg, durch Gavrilo Princip. In der Folge wurde Bosnien-Herzegowina ab 1918 Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, ab 1929 Königreich Jugoslawien.
Planung der Synagoge
Text
Erst 1923 kam es zur Gründung eines Komitees zum Neubau einer sephardischen Hauptsynagoge unter dem Vorsitz des Gemeindepräsidenten, Avram Mayer Altaraz. Im darauffolgenden Jahr wurde ein geeignetes Grundstück in der Nähe des Nationaltheaters von Josef Baruh erworben. 
Nach einem international ausgeschriebenen Wettbewerb, an dem sich 45 Architekten aus einer Vielzahl europäischer Länder beteiligten, fiel die Wahl auf den kroatisch-jüdischen Architekten Rudolf Lubynski aus Zagreb. Lubynski, der in Karlsruhe studiert hatte, kombinierte Charakteristiken deutscher Reformsynagogen des frühen 20. Jahrhunderts mit dem orientalisierenden Stil des 19. Jahrhunderts.2  Er formulierte die Leitidee bei der Anfertigung seiner Skizzen des Baus wie folgt: 

in der Stadt an der Kreuzung der östlichen und westlichen Kultur, die trotz aller Angriffe verschiedener Akteure und in verschiedenen Epochen dazu in der Lage war seine Unverwechselbarkeit und besondere Mentalität über viele Jahre zu bewahren, […] bin ich zu dem Schluss gekommen, dass nur ein Tempel, der dem Geist des maurischen Stils nachempfunden ist, mit der entsprechenden Verwendung von Materialien, moderner Bauweise und Aufteilung der Räume, der Stadt, dem Ort, der Mentalität und dem Zweck voll und ganz entsprechen wird.3 

Text
Die Wahl des neomaurischen Baustils ist kein Zufall. Durch diese Form der Architektur nimmt das Gebäude nicht nur Bezug auf die in österreichisch-ungarischen Zeiten entworfenen Monumentalgebäude Bosnien-Herzegowinas, sondern auch im Besonderen auf die ursprüngliche Herkunft der sephardischen Jüd:innen von der Iberischen Halbinsel.
Einweihung der Synagoge
Text
Nach der Grundsteinlegung am 13. Juni 1926 wurde die neue sephardische Hauptsynagoge Il Kal Grande („Großer Tempel“) am 14. September 1930 als letztes Monumentalgebäude Sarajevos im orientalisierenden Stil feierlich eröffnet. Der Einweihung des Sakralgebäudes wohnten Abgesandte des jugoslawischen Königs, Vertreter der königlichen Regierung, der höchsten Zivil- und Militärbehörden, der nichtjüdischen Konfessionen und unter Teilnahme führender jüdischer Würdenträger aus allen Teilen Jugoslawiens bei. Die Synagoge wurde von einer mit Kupferplatten überzogenen 36 Meter hohen byzantinischen Kuppel gekrönt. Die Synagoge fasste fast 1000 Sitzplätze und enthielt des Weiteren eine Werktagssynagoge mit 200 Plätzen, einen Raum für Trauungen, Gemeindeamt, Rabbinat, Bibliothek, Archiv und ein kleines Museum. 
Die Weihung übernahm der Großrabbiner von Jugoslawien, Dr. Isak Alkalay sowie der Oberrabbiner von Sarajevo, Dr. Moritz Levi. Das nach vierjähriger Bauzeit eröffnete Gebäude kostete 18 Millionen Dinar.
Zweiter Weltkrieg und Zerstörung der Synagoge
Text
Die Achsenmächte griffen am 6. April 1941 ohne vorherige Kriegserklärung Jugoslawien an. Nach der bedingungslosen Kapitulation des Königreichs wurde es unter den beteiligten Kriegsparteien aufgeteilt. Bosnien-Herzegowina wurde Bestandteil des neugegründeten Satellitenstaats des „Unabhängigen Staats Kroatien“ („Nezavisna Država Hrvatska“), welcher von der faschistischen Ustaschabewegung
Ustascha-Bewegung
auch:
UHRO
The so-called Ustasha (Croatian Ustaša) refers to a Croatian fascist movement that pursued the goal of a Croatian nation-state. Its name translates as "insurgents." In 1930 it was founded by Ante Pavelić as an ultranationalist and terrorist secret society. In 1934, they carried out an assassination attempt on the Yugoslav King, Alexander I. In April 1941, with the support of the Nazis, the movement was able to establish a satellite state, the "Independent State of Croatia" (NDH) as a totalitarian dictatorship that included areas of present-day Croatia, Bosnia-Herzegovina and parts of Serbia. This was accompanied by genocide of various ethnic groups, especially Serbians, Jews and Roma, in a self-administered camp system.
 regiert wurde. Diese beteiligten sich aktiv an der Vernichtung der jugoslawischen Jüd:innen. Vor allem Serb:innen, Jüd:innen und Rom:nja wurden in mehr als 20 eigenen Konzentrationslagern interniert und ermordet. 
Bereits einen Tag nach dem Einfall der deutschen Armee in Sarajevo am 16. April 1941 stürmten Soldaten der Wehrmacht – nach dem Vorbild der sogenannten Reichspogromnacht – zusammen mit einheimischen Helfern die Synagoge. Sie zerstörten und plünderten den Tempel zwei Tage lang. Aus dem Gebäude entwendeten sie bewegliches Mobiliar wie Kronleuchter, Bänke, Fenster und Türen. Die Kupferabdeckung der Kuppel wurde durch lokale Mittäter entfernt, sodass ein großes Loch im Dach des Gebäudes klaffte. Im Innenhof des Tempels verbrannten die Nationalsozialisten eine Vielzahl von Büchern und Originaldokumenten aus den Beständen der Bibliothek, des Archivs und des Museums. Unmittelbar nach den ersten Deportationen der Jüd:innen Sarajevos wurden ihre persönlichen Gegenstände zu den verschiedenen Synagogen der Stadt gebracht, an denen sich deutsche Offiziere und nach ihnen Ustascha-Offiziere bereicherten. 
Nach der Plünderung des Gebäudes gab es Überlegungen, das Gebäude dem „Kroatischen Landesmuseum“ zu überlassen. Jedoch wurde eine Nutzung der Räumlichkeiten ausgeschlossen, da das Gebäude zu beschädigt war. Daraufhin wurde die ehemalige Synagoge von der deutschen Armee als Stall und als Garage genutzt. Ein kurz nach der Befreiung Sarajevos erschienener Artikel vermerkt:

Der sephardische Tempel in der Kralja-Petra-Straße, der einst eine der schönsten Synagogen Europas war, ist mit Stroh, Mist und Benzin übersät.4

Sozialistisches Jugoslawien und Arbeiteruniversität
Text
Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich die wenigen überlebenden aschkenasischen und sephardischen Jüd:innen zu einer Gemeinde zusammen. Die aschkenasische Synagoge diente fortan als Hauptsynagoge und Gemeindezentrum. Der Il Kal Grande war teilweise zerstört und in einem baufälligen Zustand. Die Jüdische Gemeinde erhielt Auflagen, die ehemalige sephardische Hauptsynagoge wieder in Stand zu setzen oder abzureißen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel trafen sie eine Übereinkunft mit den städtischen Behörden, dass das Gebäude in den Besitz der Stadt übergehen sollte.
Der Schenkungsvertrag von 1946 legte im Falle einer ausschließlich kulturellen Nutzung einen Besitzerwechsel fest. Als mögliche Nutzungskonzepte wurden diskutiert: repräsentatives kulturelles Zentrum der Stadt, Opernhaus, Konzert- und Bürogebäude mit Musik- und Kunstinstitutionen oder die Nutzung als zentrale Universitätsbibliothek. Letztere Alternative war die favorisierte Option der jüdischen Gemeinde. Aus Kostengründen wurde von Seiten der Stadt der Umbau des Gebäudes in ein Kino favorisiert, was jedoch von der jüdischen Gemeinde abgelehnt wurde, da es sich dabei um einen wirtschaftlichen Zweck und keine reine kulturelle Nutzung handelte.
Trotz der Erwägung einer Vielzahl von Plänen, wurde bis 1961 noch kein endgültiger Beschluss gefasst, sodass das Gebäude mehr oder weniger in dem Zustand war, „wie es nach dem faschistischen und Ustascha-Abriss aussah.“5 Noch bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Innenhof des Gebäudes als Garage genutzt. Ansonsten standen die Räumlichkeiten leer und blieben ungenutzt. Erst allmählich schritten die Planungen zum Umbau des Gebäudes voran.
Nach mehrjähriger Bauzeit wurde das von Ivan Štraus entworfene adaptierte Gebäude 1965 als „Arbeiteruniversität Đuro Đaković“ wiedereröffnet. Der Architekt gestaltete den ehemaligen Sakralraum als Kino- und Konzertsaal mit 854 Plätzen um.
Nach der Eröffnung der Arbeiteruniversität wurde im Dezember 1965 zur Erinnerung an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Synagoge das von Zlatko Uglijen entworfene Denkmal im April 1965 in Form einer Menora im Innenhof des Gebäudes eingeweiht:
  

In Erinnerung an den 400. Jahrestag der Ankunft der Juden in dieser Region, ihren Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt, ihrer Teilnahme am nationalen Befreiungskampf und ihrer großen Opfer im Zweiten Weltkrieg, wurde dieses Denkmal im Tempel errichtet, den nur wenige überlebende Juden ihrer Heimatstadt schenkten.6

Text
1965 hatte das Gebäude endgültig seinen jüdischen Charakter verloren. Doch bevor die Gedenkmenora als letztes Zeichen der ehemaligen jüdischen Präsenz des Bauwerks verblieb, fanden 1966 die Feierlichkeiten zur 400-jährigen Ankunft der Jüd:innen in Bosnien-Herzegowina unter großer internationaler Teilnahme im Saal des ehemaligen Tempels statt. Zum letzten Mal füllte sich das Gebäude mit jüdischen Teilnehmer:innen aus aller Welt.
Der von der jüdischen Gemeinde formulierte Wunsch, wonach sich das Gebäude zu einem zentralen Kulturzentrum der bosnischen Hauptstadt entwickeln sollte, erfüllte sich. Sowohl Konzerte des Symphonieorchesters als auch Auftritte von Rockbands fanden in den Räumlichkeiten der ehemaligen Synagoge statt.
Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas und Kulturzentrum
Text
Mit dem Ausbruch des Bosnienkriegs
Bosnienkrieg
auch:
Bosnien-Krieg, Bosnischer Bürgerkrieg
Als Bosnienkrieg wird der in Bosnien-Herzegowina von 1992 bis 1995 andauernde Konflikt innerhalb der jugoslawischen Zerfallskriege bezeichnet. Nach einem Referendum über die Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik sowie der internationalen Anerkennung der Republik Bosnien und Herzegowinas durch die Europäische Gemeinschaft kam es zum Kriegsausbruch im April 1992. Es standen sich bosnische Muslim:innen, die einen unabhängigen bosnischen Staat forderten, bosnische Serb:innen (unterstützt von Truppen der von Serben dominierten Jugoslawischen Volksarmee), die einen Anschluss an Serbien verlangten und kroatische Bosnier:innen (unterstützt durch die kroatische Armee), die sich Kroatien anschließen wollten, gegenüber. Im Verlauf des Krieges starben ca. 100 000 Menschen. In Srebrenica wurde durch serbische Einheiten im Juli 1995 der erste Genozid auf europäischen Boden seit dem Zweiten Weltkrieg begangen, dem mehr als 8000 Bosniak:innen, zum Opfer fielen.
 und der Unabhängigkeit des Landes rückte das ab 1993 umbenannte „Bosanski Kulturni Centar“ für einen Moment in das Zentrum der Weltöffentlichkeit. In dem Kulturzentrum fand während der 1.425 Tage andauernden Belagerung der Stadt eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen statt.
1993 wurde ein Schönheitswettbewerb zur "Miss Belagertes Sarajevo" veranstaltet, den die 17-jährige Inela Nogić gewann. Zusammen mit den anderen Kandidatinnen hielt sie am Ende der Veranstaltung ein Transparent mit der Aufschrift „Lasst nicht zu, dass sie uns töten“ hoch. Das Foto der Teilnehmerinnen ging um die ganze Welt und wurde ein Symbol des zivilen Widerstands gegen den Krieg. Die irische Rockband U2 nahm davon inspiriert mit dem italienischen Opernsänger Luciano Pavarotti das Lied „Miss Sarajevo“ auf. 
Auch nach dem Ende des Bosnienkriegs stellt das Gebäude der ehemaligen Synagoge einen der wichtigsten kulturellen Orte der bosnischen Hauptstadt dar. Bis heute dient das Gebäude als zentraler Austragungsort des „Sarajevo Filmfestivals“, das während der Belagerung der Stadt als Zeichen des Protests entstanden war. Es entwickelte sich zum größten und wichtigsten Filmfestival Südosteuropas und findet jährlich im August statt.
Erst allmählich kommt es zu einer Auseinandersetzung mit der jüdischen Vergangenheit des Gebäudes. Neben der Gedenkmenora und dem kleinen jüdischen Souvenirshop, plant die Verwaltung des Bosnischen Kulturzentrums in den nächsten Jahren in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum von Bosnien-Herzegowina eine Dauerausstellung über die Geschichte des Gebäudes und seiner Nutzung.

Siehe auch